Also früher war alles viel…

Ja, was war denn früher alles..? Anders? Besser? Oder erliegen wir da einer rosaroten Sinnestäuschung? Ein nicht so ganz ernst zunehmender Artikel…
Als ich Kind war, so vor 40 Jahren, fand ich Karneval ganz toll. Verkleiden, schminken, jemand anderes sein.  Fremdgehen war nie ein Thema für mich da ich ab einem gewissen alter da einfach nicht mehr mitgemacht habe. Erst später, wegen meinen Kindern, bin ich dann zumindestens zu den Umzügen mitgegangen.Heute bin ich froh wenn ich mal ich sein kann.
Früher gab es im Winter mehr Schnee… Nein, nicht wirklich. Meine Erinnerungen an diverse Weihnachten bestehen aus Abendrot, verregnete Weihnachten wo das neue Fahrrad in den Keller kam, der neue Puppenwagen innen bespielt wurde und meine beste Freundin zu mir kam weil das Puppenhaus viel zu groß war um es mit zu nehmen. (Das war aus Holz, nicht zusammenklappbar und aus Plastik) ☺ Dafür konnte ich bis kurz vor meinen Geburtstag Rollschuhe laufen! Ich habe sie geliebt !!!
Früher verabredete man sich in der Schule für den Nachmittag oder klingelte spontan an der Tür der Freundin/des Freundes. Wir spielten auf Spielplätzen, in Parkanlagen und an verbotenen Orten (Baustellen wo es ein Kiesloch gab, mehrere Meter tief und mit viel Wasser und Lehm), unsere Mütter haben erst gar nicht gefragt wo wir waren, sie konnten es unserer Kleidung ansehen.
Geburtstage waren spannend und lustig, das Geburtstagskind bekam Geschenke und die Gäste gingen zwischen 18 und 19 Uhr mit vollem Bauch und viel zu erzählen nach Hause. Heute bekommt jedes Kind eine „Tüte“ mit nach Hause. Sinnfrei meiner Meinung nach!
Die ersten Wochen in der Schule wurden wir begleitet und abgeholt, von Mama oder Papa. Spätestens nach den ersten 3 Monaten wollten wir alleine gehen, meistens sind wir eh mit einer Freundin zusammen gegangen.
Heute schwirren sogenannte Helikoptereltern um Ihre Kinder, manche lassen sich bis zur 10 Klasse von Mama oder Papa mit dem Auto zur Schule bringen. Aber auch zu irgendwelchen Freizeitaktivitäten… Dem Kind könnte ja was passieren…
Mütter die sich nicht als Übermutter beweisen wollen müssen sich anhören das sie Rabenmütter sind und sich nicht genug um ihr Kind kümmern. Aber ob das so richtig ist den Kindern alles abzunehmen? Ich habe da so meine Zweifel.
Als Teenager war ich in einer Clique, das war eine lustige Zeit! Wir haben uns getroffen und an den Wochenenden gemeinsam was unternommen. Das hat wunderbar funktioniert, ohne PC und Handy. In der übrigen Zeit hatten wir alle zu tun mit Schule, Ausbildung, Beruf.
Für irgendwelche neumodischen Erkrankungen hatten wir gar keine Zeit. Natürlich hatten wir auch Liebeskummer aber auch eine Freundin mit der wir reden konnten!
Schule beendet und keine Lehrstelle gefunden? Kein Grund zuhause zu sitzen und den Sauerstoff aus dem Haus weg zu atmen, freiwilliges Soziales Jahr stand an.
Ich hab damals mein freiwilliges bei einer Diakon-Familie gemacht und bin dort so manches mal ins Fettnäpfchen getreten. Als ich zum Beispiel einen Katholischen Bischof in seinem Violetten Gewand gebeten habe im Auto (Limousine) auf den Diakon zu warten. Ich war mit den Kindern alleine und wusste nichts von seinem erscheinen. Der Diakon hat damals nicht nur gelacht (der Bischof übrigens auch) sondern er fand das auch vollkommen in Ordnung das ich niemanden ins Haus gelassen habe. Allerdings wurde mir ab da an immer Bescheid gegeben wenn wer erwartet wurde ☺☺☺
Heute müssen Praktika gemacht werden, möglichst umsonst, damit die Kinder Berufserfahrung sammeln können. Wobei es eigentlich weniger darum geht was sie wollen bzw. was ihnen Spaß macht, lukrativ soll die Berufswahl sein und möglichst wenig fordern. Junge Menschen sind ja schon so sehr gefordert. Von was denn bitte?
Ich habe vor 30 Jahren mittels Berufsschule meinen Realschulabschluss gemacht, allerdings behaupte ich mal das wir damals deutlich mehr lernen mussten als die Kinder und Jugendlichen heute. Wir waren aber nicht überlastet weil wir ausreichend Bewegung nach der Schule hatten und nachts ausreichend Schlaf. Die Bewegung der Jugendlichen heute erstreckt sich überwiegend auf das Tippen von Nachrichten via Whatsapp, twitter und co und statt sich real zu treffen trifft sich die Jugend heute lieber in irgendwelchen Onlinegames.
Und auch vor 30 Jahren waren Winter nicht immer kalt sondern eher grau und regnerisch. Besonders belustigt bin ich immer wieder wenn ich mir die Kommentare der Leser bei den verschiedenen Wettervorhersagen anschaue. Da wird geschimpft das das Wetter eine einzige Katastrophe sei und jeder der es wagt sich kein Eis & Schnee für den Winter zu wünschen oder bemerkt das er sich schon auf den Frühling freut wird angepöbelt.  Sogar „Dann geh dahin wo es immer warm ist“ habe ich schon gelesen. Manchmal juckt es in meinen Fingern da einen Kommentar zu hinterlassen. Aber ich will ja kein Öl ins Cyberfeuer gießen. Besonders bei so Weisheiten das wir einen strengen Frost benötigen damit die Insekten sterben. Verhält sich genauso wie „5 Hornissen töten ein Pferd“ Manche Dinge ändern sich eben nie… Und nein man kann niemanden für das Wetter verantwortlich machen und vor Gericht zerren! Don´t feed the troll!!!
Was sich nicht wirklich mit früher vergleichen lässt und mir im Moment extrem auf den (tschuldigung für die Wortwahl) „Sack“ geht ist dieses sinnfreie hinterherplappern und teilen von.. tja wie nennt man denn beabsichtigte Falschmeldungen noch gleich? Ich meine das war ja schon vor den Asylsuchenden und Flüchtlingen so. „Warnung vor dem User XYZ, wenn ihr seine Freundschaftsanfrage bestätigt frisst ein Wurm eure Festplatte“ Ah ja… sicher das es nicht der kleine grüne Gehirnfresser ist beim teilen dieser Statusmeldung?

Mein Fazit:

Früher war alles anders – aber nicht besser!  In diesem Sinne Helau-Alaaf-LMAA!

Eure nettie

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4 Kommentare

  1. kathrin nöbel says:

    Nettie Du hast meinen Tag gerettet,hab mal so gelacht,vor allem über deine Verabschiedung! Aber genau so war es!!! Wir haben im Wald Buden gebaut,auf Schutthalden rumgewühlt,die waren wahre Goldgruben….uns war nicht langweilig!wir brauchten keine Uhr,wenn die Kirchenglocken gingen ,ab nach hause.wir sind mit Tieren und Natur groß geworden,haben Mais ,Rotkohl und sonstiges ungewaschen vom Feld gegessen und die gedämpften Kartoffeln die für die Schweine bestimmt waren…..wir leben noch!!Wir sind zusammen Kilometer weit in die nächste Dorfdisco gelaufen und alle geschlossen wieder zurück.Es war herrlich!
    Jede Zeit hat ihren Reiz aber ich denke der Zusammenhalt,Freundschaften und Hilfsbereitschaft waren zu meiner kinder und Jugendzeit anders…besser! Bin ein Ossikind…wir mussten viel improvisieren aber es gab bei weitem nicht so viel Neid und Missgunst wie heute! Jeder hat jedem geholfen und nicht wie heute jeder gönnt dem anderen nichts! Viele Freundschaften oder Bekannschaften sind nach der Wende an sowas zerbrochen,plötzlich hielten einige Leute sich für was besseres…teures Auto,schickes Haus ect! Einige davon sind sehr unsanft auf den Boden der Tatsachen geholt worden! Sind wir doch alle mal ein bisschen dankbarer mit dem was wir haben….denn jeder ist seines eigenen Glückes Schmied.Meine Familie ist mir sehr wichtig,denen muss es gut gehen,dann geht es mir auch gut! Ich brauche nicht 100 falsche Freunde ,mir reicht ein wahrer,echter Freund aus auf den ich mich 100% verlassen kann!
    Und Apropos Fasching…ich war einmal zu so einer Veranstaltung, das hat mir gereicht…..leute die sich vorher nicht erriechen konnten wurden dank hochprozentigen Getränken plötzlich gute Freunde,am nächsten Tag die Sache wieder nüchtern betrachtet hat keiner den anderen mehr mit dem Arsch angesehen…..nee ,will ich nicht und brauch ich nicht! Amen.

  2. Prima, ich habe mich meinerseits über deine Gedankengänge amüsiert. Aber so war es auch gewollt… ☺

  3. Renate Kietz says:

    Ich bin da volkomme bei Euch . Bei Dir Netti und Katrin bei Dir. Genau so sind wir und unsere Kinder auch groß geworden.
    Wenn ich mir heute viele junge Erwachsene anschaue…kann man sich nur wundern…können Gurken nicht von Zuchini unterscheiden und lassen das Wasser anbrennen. Noch schlimmer finde ich diese Müttergruppen….ich frage mich da immer…wie haben wir uns Kinder groß bekommen. Schon sehr merkwürdig alles…
    Liebe Grüße, Renate ☺

    1. Ja, unglaublich, oder? Wir waren eben „Supermamis“ (Y) ☺

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